Meditiert man über die weltweiten politischen Entwicklungen, den politischen Diskurs der letzten Monate, vielleicht der letzten Jahre und ebenso über die Auffassungen derer, die wir heute zu den politischen Eliten zählen müssen, so drängt sich einem der Verdacht auf, dass hier etwas nicht stimmt, dass wir es womöglich mit Idioten und Wahnsinnigen zu tun haben, die sich anschicken, über unsere Zukunft zu bestimmen. Gleich vorweg: Man würde sich ohne Zweifel eines höflicheren Tones befleißigen, sich den Abstieg in die Niederungen dieser drastischen Wortwahl ersparen, wenn man nur könnte. Leider aber kann man nicht, was schlichtweg einer überaus trefflichen Analyse John Lockes’ geschuldet ist:
"Die Gebrechen der Idioten scheinen auf mangelnder Geschwindigkeit, Aktivität und Beweglichkeit der intellektuellen Fähigkeiten zu beruhen, wodurch sie des Vernunftgebrauchs beraubt sind, während die Wahnsinnigen auf der anderen Seite unter dem entgegengesetzten Extrem zu leiden scheinen. Denn, wie mir scheint, haben sie nicht die Fähigkeit des Schließens eingebüßt, sondern verbinden nur gewisse Ideen in ganz verkehrter Weise und halten sie fälschlich für Wahrheiten. Sie irren also wie Menschen, die aus falschen Prinzipien richtige Schlüsse ziehen; denn durch eine übermächtige Einbildungskraft sehen sie ihre Einbildungen für Realitäten an und leiten richtige Schlüsse daraus ab. So kann man beobachten, daß ein Geisteskranker, der sich für einen König hält, einem richtigen Schluß entsprechend, die einem solchen gebührende Bedienung und Ehrerbietung und den entsprechenden Gehorsam verlangt. […] Es gibt freilich verschiedene Abstufungen des Wahnsinns ebenso wie des Schwachsinns; das wirre Durcheinanderwerfen von Ideen findet sich bei manchen […] in höherem, bei anderen in geringerem Grade. Kurz gesagt liegt wohl der Unterschied zwischen Idioten und Wahnsinnigen darin, daß die letzteren falsche Ideen verbinden und auf diese Weise falsche Sätze bilden, aber von diesen ausgehend richtig folgern und schließen, während die Idioten sehr wenige oder gar keine Sätze bilden und fast überhaupt keine Schlüsse ziehen" (Locke, John: Versuch über den menschlichen Verstand, Meiner, S. 182).
Eigentlich ist es höchst verwunderlich, warum sie es vielerorts nichtsdestoweniger bis an die Spitzen der Staaten schaffen. Doch bei genauerer Hinsicht scheint klar: Ohne uns der Fähigkeit des zergliedernden, an logischen Gesetzmäßigkeiten orientierten, tiefenscharfen Denkens zu bemächtigen, ist weder der Idiotie noch dem Wahnsinn beizukommen. Wir müssen endlich Denken lernen! Und zwar um jenen entgegentreten zu können, die uns Täuschen, uns in die Irre führen, die die Errungenschaften der Aufklärung zerstören wollen, die bizarre Vorstellungen von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit hervorbringen und die die Menschenrechte mit Füßen treten.